Aus der zweiten Reihe

Juli 2016

IXS GDC in Tabarz. Drei Stunden Fahrt von mir aus. Eigentlich. Es werden fünfeinhalb. Der Campingplatz hinter dem gemütlichen Örtchen kommt mir vor wie eine Oase, als ich genervt aus dem Auto falle.

 

 

Das Team ist schon da und alles ist aufgebaut. Die verrückten Typen sind schnell begrüsst und mal wieder fühlt es sich an, als wäre man zu Hause. Frischen Kaffee gibt es auch schon, also kann das Race-Wochenende endlich losgehen. Leider stand ich diesmal nur auf der Warteliste und wirklich fit bin ich auch nicht, daher bin ich diesmal nur Zuschauer.
Freitags abends schlendere ich noch ein wenig über das Gelände und schaue mir an, was die Veranstalter so aufgefahren haben. Mit dem feinen Angebot an Gegrilltem, Gebackenem und Gezapftem sollte da keinem etwas fehlen. Unser Conti-Zelt thront zentral auf der Rasenfläche, die Fahnen flattern im kühlen Wind und ziehen mich dann doch wieder zurück zum Team.

 

 

Johannes, Noah und seine Freundin haben mittlerweile eine Pasta alla napoletana auf dem Gasherd gezaubert und der große Topf macht die Runde durch hungrige Hände. Wie bei jedem Rennen werden noch schnell durch die üblichen Verdächtigen zwei Graskurven auf dem Campingplatz gebaut und in den möglichsten und unmöglichsten Posen anschließend die verrücktesten Disziplinen bewältigt. Freihändig fahren, sich vorher 15 Mal um sich selbst drehen, auf dem Sattel stehend,…alles ist dabei und bietet witzige Unterhaltung für das geneigte Publikum.

 

 

Beim gemütlichen Austausch über vergangene Rennen und die neuesten kleinen und größeren Missgeschicke abseits der Rennstrecken legt sich die Sonne hinter die urigen Höhen des Thüringer Waldes. Zügig wird es kühl und einer nach dem anderen fällt gesättigt und mit Spannung auf den Seedingrun in den Schlafsack im Teamzelt und genießt die frische Luft beim einschlafen.

 

 

Da ich ja leider nicht mitfahren kann, hänge ich mich am nächsten Tag an Thomas dran, der Photos machen möchte. Nach einem ordentlichen Frühstück mit allen Finessen (unser Chefkoch Daniel hat Rührei gezaubert) schnappen Thomas und ich uns unseren Kram und stapfen los zum Sammelparkplatz für den Shuttle-Service. Oben am Berg angekommen, geht es noch ein Stück einen Forstweg rauf und dann ist man auch schon am zentralen Hindernis des oberen Drittels. Ein Steingarten mit Absatz und einigen bösen Wurzeln, die nach der einen oder anderen Felge schnappen werden.

 

 

Thomas und ich schauen uns die Linien an und nach zwei Minuten sagt er überzeugt: „entweder oben abziehen und springen oder hier entlang“ und deutet mit dem Finger eine Variante an, die zunächst überhaupt nicht ins Auge fällt. Unsere gelben Helden kommen mittlerweile immer öfter an uns vorbei geschossen und genau diese beiden Varianten werden gezogen.

 

 

Wir steigen zu Fuß die Strecke am Rand hinab und machen bei den Hindernissen jeweils kurz Pause, wobei Thomas jeweils auf die Schlüsselstellen und Kernprobleme hinweist, nachdem ich mich auch in der Analyse der Strecke versuche. Die Sonne steht mittlerweile hoch am Himmel und durch die dichten Zweige der Nadelhölzer und einzelnen Buchen fallen scharfe Strahlen auf den Boden. Der Wind scheint noch immer keine Lust zu haben, am Rennen teilzunehmen und so wird es im Wald zusehends stickig und staubig, da die Strecke immer weiter ausgefahren wird.

 

 

Nach gut zwei Stunden sind wir unten am Zielsprung angekommen und bei Kaffee und Bratwurst wird der Mittagstisch begangen. Inzwischen ist auch Keanu mit seinem BMXTB bei uns und flitzt von rechts nach links und von oben nach unten. Der findige Neunjährige hat fein auf den Rat vom Teamkapitän gehört und mittlerweile schon so viele Pfandbecher gesammelt, dass er ohne Probleme einen eigenen Süßwarenladen mit seinem Sammelerlös aufmachen könnte.

 

 

Das Training ist nach dem Mittag vorbei und es geht an die Seedingruns. Wir schnappen uns ein paar Conti-Stühle und die Kameraausrüstung und machen uns auf zum Zielsprung. Auf der dem Festplatz gegenüberliegenden Seite ist noch die ganze Wiese frei und wir machen uns breit. Die Platzierungen des Teams sind erstmal keine Überraschungen, übertreffen aber doch die Erwartungen. Leider ist die Moderation an diesem Tag etwas dröge und die gespielte Musik hätte besser zu einer Fahrt mit einem Aufzug gepasst, aber was nicht ist, konnte ja noch werden.

 

 

Zwar hatten dann alle im Stillen schon darauf gehofft, aber als Daniel dann tatsächlich in seiner Klasse den ersten Platz beim Seeding holte, war die Begeisterung natürlich groß. Sein komfortabler Abstand zum zweiten von gut fünf Sekunden ließ trotz aller Renntaktik positives Erwarten.

 

 

Am frühen Abend kam dann noch Martin Donat, der Chefredakteur des Mountainbike Rider Magazins, zu uns ans Zelt und startete zunächst mit einem Interview von Thomas und Johannes, die ihm Rede und Antwort standen zum BikeBauer und wie man eigentlich zu diesem Sport gekommen ist. Für mich war es spannend, mal Thomas´ eigene Mountainbike-Geschichte hören und mit dem knisternden Grill zu unseren Füßen kam auch langsam Lagerfeuerstimmung auf. Nachdem der professionelle Teil des Interviews dann gelaufen war, verquatschte sich Martin noch für fast zwei Stunden bei uns und ließ seine Seele baumeln. Endlich konnte er auch mal seine Geschichten erzählen und wir alle folgten gespannt seinen interessanten Erzählungen, die bei weitem nicht alle von Fahrrädern handelten.

 

 

Unser Stuhlkreis vor dem Zelt wandelte immer mal wieder die Besetzung und wer darauf achtete, konnte Thomas schön dabei beobachten, wie er im Laufe des Abends zu jedem einzelnen das Gespräch suchte und aufbaute, ermahnte, antrieb, einbremste oder einfach nur zuhörte. Verlange nur, was du selbst in der Lage bist, zu leisten. Thomas lebt diesen Grundsatz und dazu gehört eben auch Fürsorge und das Wissen um die Stärken und Schwächen des Einzelnen. Und natürlich das Wissen, wo beim wem vielleicht gerade der Schuh drückt.

 

 

Die Gespräche ziehen sich bis in die Dunkelheit und so langsam erwachen auch die Partywütigen unten am IXS-Stand. Der Zieleinlauf wurde zur Tanzfläche umgebaut und es zieht nicht wenige Racer und Einheimische zum satten Bass und den kühlen Getränken. Torsten und ich schlendern noch kurz vorbei und treffen Hermes Schade, der sichtlich in den Partymodus umgeschaltet hat und ganz klar auf der Suche nach Entertainment ist. Frotzeleien gehen hin und her, die Stimmung steigt und die Downhillparty nimmt ihren gewohnten Lauf mit ausgelassenen Gästen und dem typisch wirren Musikmix aus Metal, HipHop und Schlagern.

 

 

Am Teamzelt ist langsam Ruhe eingekehrt und in der Dunkelheit werden zügig mit geübten Griffen die Feldbetten wieder hervorgeholt und aufgebaut, so dass der Nachtruhe nichts mehr im Wege steht. Einige irrlichternde Zigaretten ziehen noch über den Platz, bevor es endgültig in die Schlafsäcke geht und alle auf einen trockenen Finallauf hoffen.
Sonntags morgens drehe ich mich einmal mehr um, als üblich und als ich schließlich dann doch aus den Federn krieche, ist Jason schon in voller Montur und hat bereits drei Trainingsabfahrten gemacht. Seine innere Uhr tickt einfach ein wenig anders und ohne Bewegung scheint sich bei ihm auch keine Lust auf Nahrung einzustellen. Nachdem uns der Wasserkocher den ersten Kaffee beschert hat, scheitn sich über diverse Apps dann doch Regen anzukündigen, was bei dem makellos blauen Himmel über Tabarz eher nach dem typischen Meteorologenzauber aussieht.

 

 

Francois Manzella, der bei Nicolai ein sechsmonatiges Betriebspraktikum absolviert und von Daniel fast mütterlich betreut wird, ist mittlerweile guter Freund des NBB-Teams und stolzer BikeBauer-Ambassador-Fahrer. Frisch in sein BikeBauer-Trikot gehüllt, gebührt es ihm, den ersten Starter des Teams an diesem Sonntag zu stellen. Ich begleite ihn zum Start und quatsche ihn solange voll, bis seine doch aufkeimende Nervosität angesichts seines ersten deutschen Downhill-Rennens etwas nachlässt. Mit einem aufrichtigen „Bonne Chance“ entlasse ich ihn zum Start und quatsche auf dem Weg an der Strecke lang noch mit Tante Rödl und Jason, die benfalls auf ihren Start warten, bis der Franzose an uns vorbeifliegt und wir ihn lauthals brüllend den Berg hinab schicken.

 

 

Ich wähle den gleichen Abstieg, wie am Vortag und checke regelmäßig meine Uhr, um zu sehen, wann der nächste gelbe Streiter an mir vorbeikommt. Eigentlich schon fast unnötig, denn die Fans machen mit Pfeifen, Kettensägen, Hupen, Fanfaren und ihrer Stimme bei jedem Fahrer soviel Lärm, dass es unmöglich ist, einen zu verpassen. Außerdem bewähren sich die gelben Trikots des Teams auf´s Neue. Ich habe niemanden so schnell und von so weiter Entfernung erkannt, wie unser NBB-Team.

 

 

Nachdem mich Daniel passiert hat, erreiche ich den Zielsprung, wo Thomas bereits an gewohnter Stelle mit dem Objektiv auf der Lauer liegt und seine Jungs zunächst auf Photos einfängt, bevor er sie im Ziel persönlich empfängt.
Die Zeiten sind bei allen besser als am Vortag, dennoch wird das Team von mehr technischen Problemen geplagt, als eigentlich üblich sind. Vielleicht hatte das Eisen, Gummi oder Plastik einfach einen schlechten Tag, denn der Mensch war willig…

 

 

Daniel schrammt unglaublich knappe 0,39 Sekunden am Meistertitel vorbei und landet in seiner Klasse auf Rang zwei. Doppelt ärgerlich: ab der Hälfte war er mit einem Plattfuß unterwegs, da seine neue Felge einen Schlag doch nicht ganz verwunden hatte und dadurch das Rad nicht mehr ganz tubeless-fähig war. Sei´s drum, es hat allen einen riesen Spaß gemacht, wir haben viele nette Leute getroffen oder mal wiedergesehen und es war einfach ein rundum gelungenes und schönes Wochenende mit den Bikes.

 

 

Nächstes Mal könnt ihr das Team wieder in Ilmenau erleben, wir freuen uns bis dahin schon auf eure Anfeuerungsrufe und ich hoffe, ich sitze dann auch mal wieder auf dem Bock.
Bis dahin: geht Fahrrad fahren!

 

 

Besten Gruß,

Norman

Jason aufm Treppchen, leider "nur" Hotseat

Hä? Wo is denn hier der Vergaser?

Fuhrpark

Ihr seid also diese BikeBauer?

Fahrerlager, hübsch in die Landschaft eingebettet

Leider musste die Luftrettung auch wieder auftauchen

Der Lohn der (Bechersammel-)Mühe

Zielsprung: Noah

Fetter Trick von Francois: Nohandedsupermanpoolgrab.

Neugier.

Sven Pfeiffer.

Torsten Rödl, mit wallendem Haar.

Daniel Jahn, auf der Jagd nach Kalorien.

Logikrätsel, setzen sie die Reihe weiter fort: Haare, weniger Haare,...

Na Jungs? Wie läuft´s?

Andacht.