24h Rennen am Alfsee 2018

Juni 2018

Anfang Juni. Hm…da war doch was?

Richtig, das 24h-Rennen am Alfsee bei Osnabrück. Dieses Rennen, bei dem man jedesmal kurz danach sagt: „nie wieder!“, nur um sich drei Monate später wieder fürs nächste Jahr anzumelden.

So ging es auch 2018 für die BikeBauer auf den zwölf Kilometer langen Rundkurs um das Erholungsgebiet in Niedersachsen.

Diesmal am Start: Das Nicolai BikeBauer 4er CrossCountry Team, sowie Thomas, Eddy und ich als Einzelstarter. Das Wetter versprach zunächst beste Bedingungen und bis auf diverse kleine Änderungen direkt am und um den Start, insbesondere bei der Wechselzone, stellte sich auch sofort wieder die alte Vertrautheit ein.

Für das 4er Team war der Kurs klar: letztes Jahr auf dem Treppchen in der Mitte, sollte es diesmal nach ganz oben gehen. Für uns Einzelstarter war der Plan, einfach mehr Runden in den Boden zu bringen als letztes Jahr und dann mal zu schauen, wo man landet.

Zunächst standen Tuning- und Setupmaßnahmen an den Bikes an, denn nach der Anreise am Freitag war noch viel Zeit bis zum Start um 14:00 Uhr. Für den nötigen Grip sorgten Continentals CrossKing und RaceKing, je nach Vorliebe und Fahrstil. Die Argon-Hardtails wurden in diesem Jahr allerdings nur als Ersatzräder mitgeführt. Die Erfahrung aus den Vorjahren mit den kurz gemähten und arg holperigen Wiesenstücken ließen uns dann doch eher zu Nicolais Saturn 11, G13 und Helius TB greifen. Denn wenn nach 14 Stunden das Gefühl kommt, man wäre besser mit mehr Komfort ins Rennen gegangen, kriegen die wenigsten Fahrer dies noch acht Stunden lang kompensiert. So wurde den SR Suntour-Fahrwerken auch etwas mehr Druck gegeben, die Progression erhöht und der Rebound schneller gedreht. Schnelleres Ansprechverhalten für kurze, schnelle Stöße war hier klar von Nöten, um die Kraft über die Stunden zu erhalten. Die Levelnine Carbon-Lenker taten dann ihr übriges, denn das angenehme Flexverhalten ermöglichte sowohl präzise Spuren, als auch guten Komfort.

Die Strecke war im Prinzip altbekannt, es ergaben sich durch die Bautätigkeiten am Alfsee aber doch erhebliche Änderungen im Start-/Zielbereich. Die Zielbrücke musste nun gefahren werden, denn es gab keine „Umschiebung“. Und die Einfahrt in die nun kleine und enge Wechselzone knickte nach der Brücke um fast 130 Grad nach links ab. Die Ausfahrt aus der Wechselzone fiel so genau in den Auslauf nach der Brücke. Hier war vorausschauendes Fahren angesagt, um keinen Starter abzuräumen. Das erste Trailstück wurde etwas anspruchsvoller und enger gestaltet, gehörte aber sicherlich zu den Streckenhighlights des diesjährigen Rennens, wenn man mit der zweiten Brücke durch war. Diese knickte auf dem Scheitelpunkt um 90 Grad ab, was für den einen oder anderen Stau sorgte. Der Rest der Strecke war soweit bis zum Bereich hinter dem Bootshaus unverändert. Leider wurde auf diesem Abschnitt die Strecke dann ebenfalls aufgrund Bautätigkeiten und Naturschutzerwägungen wenig glücklich durch enge Bäume und einen Zufahrtsweg für Baumaschinen gelegt. Wo man letztes Jahr noch ab dem Damm ordentlich die Bremse auflassen konnte, um die Erdhügel zweimal zu kreuzen, musste man nun im 90 Grad Winkel direkt nach dem Deich abbiegen, um sich dreimal durch nur gerade lenkerbreit stehende Bäume zu zirkeln. Das mit dem Naturschutz klappte dann auch nur bedingt, denn der eine oder andere Lenker hinterließ doch recht tiefe Spuren in der Rinde und die Rinde wahrscheinlich auch in den Händen der Piloten.

Um 14:00 Uhr ging es dann für alle an den Start. Die 4er Jungs Michael, Ralf, Thorsten und Philipp brannten voraus und legten beständige Zeiten um 28 bis 30 Minuten vor. Die Einzelstarter zügelten sich und spulten 40er Zeiten ab. Da wir Einzelstarter die Strecke auch noch das ein oder andere Mal sehen würden und erfahrungsgemäß die erste Runde für uns eher von anhalten und schieben geprägt ist, sparten wir uns auch eine vorherige Anschauungsrunde. Bei sonnigem, warmem Wetter kam dann schnell die alte Vertrautheit mit der Strecke zurück. Nach den ersten Runden bissen sich dann auch die Conti-Reifen verlässlich in das lose Puder der Trails und die Suntour Gabeln schluckten die Stösse weg. Insbesondere die Saturn 11 legten sich mit ihrer flachen Geometrie, dem geringen Gewicht und dem perfekten Ansprechverhalten der Hinterbauten perfekt über die Strecke. Contis „Protection“ Technologie tat das ganze Rennen lang ihre Magie: trotz teils extrem aggressiven Manövern gab es keinen einzigen Platten im ganzen Team.

Für unser 4er Team kam aber nach der ersten Runde eine böse Überraschung. Nachdem die erste Runde als erster der Wertung gefahren werden konnte, zerlegte sich in der zweiten Runde ein Lenker. Die ständige Vibration hatte wohl die Schrauben des Vorbaus ein wenig gelockert und der Lenker gab plötzlich unter den Armen nach. Glück im Unglück: keine Verletzungen, kein Sturz. Auf dem Zeitkonto schlug das Malheur aber mit guten 20 Minuten zu Buche und es startete die Aufholjagd von nun Platz vier in der Teamwertung.

Bei den Einzelfahrern bestand der Plan, zunächst vier Runden abzuspulen und dann eine Pause einzulegen. Für mich war nach drei Runden zunächst Schluss. Irgendwie hatte sich fast ein komplettes Bar Druck zusätzlich in mein Hinterrad gemogelt und außerdem meldete sich der Hunger. Da hatte wohl jemand nicht sauber genug gegessen. Mir war irgendwie das Mittagsmahl durchgerutscht. Nachdem das dann behoben war, ging es auch wieder weiter. Durch die leichte Verschiebung fuhren Thomas und Eddy erstmal ihre eigenen Runden unabhängig von mir, da ich durch meine Pause etwas aus ihrem Rhythmus gekommen war. Für die 4er Jungs begann nach dem Lenkerbruch eine wilde Aufholjagd in die Nachtstunden hinein. Mit verbissener Tretlust konnten die CC-Feilen bis in die Nachtstunden auf Platz drei der Teamwertung vorrücken, hatten auf den Zweitplatzierten aber immer noch einen Rückstand von 18 Minuten. An der Spitze wird sich halt nix geschenkt und die Rundenzeiten lagen alle so knapp beieinander, dass schon ein nicht perfekt ausgeführter Wechsel den Unterschied machen konnte. 18 Minuten in den verbleibenden zehn Stunden aufholen wurde damit zur echten Ansage. Denn auch bei 30 Sekunden schnelleren Runden (und das ist ziemlich viel mehr pro Runde) ergibt das in der Gesamtrechnung nur fünf Minuten Vorsprung über zehn Stunden…Mathe ist halt doof, hilft aber nix.

Die Einzelstarter derweil sehnten sich nach der Nacht, denn das heiße, drückende Wetter zog mehr Wasser aus dem Körper, als man vernünftigerweise nachschütten konnte. Als dann endlich die Lampen an die Bikes kamen, starteten die Einzelfahrer auch wieder im 3er Formationsflug. Für mich persönlich ist es immer wieder beeindruckend, neben Thomas und Eddy zu fahren. Beide drehen gefühlt seit der Steinzeit ihre Runden im Ratinger Wald und was man bei den beiden immer wieder sieht, ist unendliche Leidens- und Leistungsfähigkeit. Dass ich dabei fünfzehn Jahre jünger bin, zeigt mir allerdings immer nur: mir fehlen die Jahre als Erfahrung. Eddy fuhr ein beeindruckendes Rennen und für seine erste Teilnahme am Alfsee teilte er sich sehr gut ein. Thomas und ich hatten wie immer nen fetten Plan, an den wir uns aber natürlich nicht gehalten haben. Macht allerdings nichts, denn: lieber nen Plan haben und den ändern, als komplett ohne Idee in ein so langes Rennen starten.

In den frühen Morgenstunden kroch dann langsam das Tageslicht durch die Wolken. Für die 4er eine willkommene Abwechslung nach den dunklen Stunden. Denn nachts schnelle Zeiten fahren kostet unglaublich viel mehr Kraft und Konzentration. Hindernisse werden später erkannt, man muss immer wieder mal korrigieren und man erschreckt sich das eine oder andere Mal auch, was den Puls noch weiter nach oben treibt.

Allerdings kam mit dem Tageslicht keine Sonne, sondern ein ordentlich Regenschauer über zwei Stunden. Da half auch der Kommentar aus den Lautsprechern „jetzt staubt es nicht mehr“ nur bedingt. Der Boden wurde weich, die Trailstücke schmierig und der Regen zog mit dem Fahrtwind bei den schnellen 4ern die Kraft aus den Knochen. Die Anstiege an den Deichen wurden praktisch unfahrbar und so begann dort jedes Mal eine Schiebeorgie. An sich nicht tragisch, aber in seinen persönlichen Tretflow kommt man so natürlich auch nicht.

In den Vormittagsstunden klang der Regen dann ab und gegen 10:00 Uhr wurde die Strecke wieder fester und die Hänge dort fahrbar, wo man noch Gras entdecken konnte. Für uns Einzelstarter begann nun endgültig der Kampf gegen den Schmerz. Nach 14 Stunden Belastung zwickt es dann doch ganz ordentlich und im Prinzip ist man über jeden Muskel froh, der gerade nicht ganz so sehr sticht. Der mentale Hügel, der sich vor jeder neuen Runde auftut, wird zunehmend höher und irgendwann zählt eigentlich nur der Wille, in eine Runde zu starten. Dieser Wille wurde jedoch ein ums andere Mal von Thomas Frau Yvonne bestärkt, die mit nicht abnehmender Motivation an der Strecke stand und uns immer und immer wieder befeuerte. Ganz besonderen Dank dafür! Das war klasse!

Um 11:00 Uhr ging es für Thomas, Eddy und mich dann erneut auf die Strecke. Eigentlich hatten Eddy und ich schon absolut keine Lust mehr, aber wenn „der Alte“ zur Pflicht ruft, ist aufgeben dann doch keine Option. So brachte Thomas noch eine Runde ein, Eddy und ich beendeten unser Rennen mit einer Doppelrunde. Völlig fertig rollten wir dann eine halbe Stunde vor Ende durch die Zeitmessung, hielten die Bikes nochmal unter den Wasserschlauch, machten einen kurzen technischen Dienst am Fahrwerk und Antrieb und kamen dann in unser Fahrerlager.

Kurz nach uns waren dann auch die 4er wieder komplett, die ihr Rennen trotz der Verzögerung mit einer heftigen Aufholjagd auf einem starken 3. Platz der Wertung beenden konnten.

Von den insgesamt 109 Einzelstartern konnte Thomas sich mit deftigen 17 Runden auf Platz 30 kämpfen. Eddy lag mit 16 Runden schlussendlich auf Platz 37 und ich kam aufgrund meines ungeplanten Einbruches am späten Abend mit 14 Runden auf Platz 44.

Für uns „Hobbyfahrer“ waren somit Platzierungen in der vorderen Hälfte und im ersten Drittel ebenfalls angemessener Lohn für die vergangenen Mühen.

Und nun wird es Zeit, die dusseligen Flaschenhalter wieder abzumachen, die engen Jerseys in die Ecke zu schmeissen und zu sagen: „Nie wieder!“. Also bis zur nächsten Anmeldung…aber bis dahin kommen erstmal wieder ein paar DH-Rennen im Harz und das eine oder andere Rennen im CC-Bereich steht für unsere CrossCountry-Jungs auch wieder an.

In diesem Sinne: Geht Fahrrad fahren! Wir waren schon. Und ne kleine Feierabendrunde sitzt ja immer drin, oder?

Besten Gruß, Norman