Cane Creek DBInline

Juni 2016

Testfahrt mit dem Cane Creek InLine-Dämpfer
Hallo Freunde,
heute wollte ich meine Erfahrungen mit dem Cane Creek InLine-Dämpfer an euch weitergeben. Jetzt kann man sich fragen, warum manche so ein Riesending aus ihrem Dämpfer und seinem Setup machen, man kann aber auch akzeptieren, dass der Dämpfer dafür sorgt, dass das Hinterrad ausreichend Traktion hat und somit die Kontrolle und die Bremswirkung überhaupt erst sauber auf den Boden überträgt.

Im Gegensatz zu einem Hardtail liegt hier der klare Vorteil von vollgefederten Bikes (mal abgesehen vom Fahrkomfort, aber das interessiert ja hier hoffentlich keinen primär). Die Hinterbaukinematik, also welche Schläge von unten und vorne dann wie an das Hinterrad in Dreh- und Kippmomente umgewandelt und vom Dämpfer aufgenommen werden, macht den ersten großen Unterschied. Haben die Entwickler gut gearbeitet, wird der Dämpfer optimal angesteuert und kann sein ganzes Potential entfalten. Geringe Losbrechmomente (wann ein Hinterbau gegen die Klemmungen von Schrauben und Dichtungen anfängt zu federn) sind für ein sensibles Ansprechen ebenfalls wichtig. Wenn das alles gegeben ist, kommt erst der Dämpfer zum Einsatz und verrichtet seine Arbeit. Bei Nicolai sind die Dämpfer bereits von Werk aus auf die Geometrie abgestimmt und ein Tuning ist für den normalen Einsatz nicht notwendig, da Dämpfer und Hinterbau ausgewogen arbeiten. Kennt man sich also mit Dämpfern und ihren Kennlinien nicht aus, lässt man am besten die Finger davon, da man durch einen vermeintlich besseren Dämpfer das Fahrverhalten radikal verschlechtern kann.

Aber was wären Männer (und Frauen) ohne technische Einstellmöglichkeiten und viele Knöpfe, die noch das kleinste bisschen mehr Performance herausholen? Zugstufe, Druckstufe, High- und Lowspeed-Compression, Climbswitch, Luftdruck, Shimming. Sieben (!) Möglichkeiten bietet der InLine von CaneCreek, so ist er ja immerhin der kleine Bruder des DoubleBarrel, welcher langsam aber sicher die Herzen der DH-Fans von Luftdosen erobert. Für meine Fahrt mit dem InLine sollte zunächst nur der richtige Druck ausreichen, da der Dämpfer bereits voreingestellt vom Teamchef kam und wir in etwa die gleichen Vorlieben haben. Wir mögen beide ein straffes, schnelles Fahrwerk mit nicht zu starker Endprogression.

Also, Büchse eingebaut, Luftdruck gecheckt und ab ging es auf den Hometrail in Ratingen. Zunächst mit aktiviertem Climbswitch, da ich mal sehen wollte, wie der Dämpfer arbeitet, wenn er nicht gegen das Treten arbeiten soll. Viele Dämpfer machen einfach komplett zu, bzw. arbeiten extrem träge. Beim CaneCreek fühlte sich trotz Climbswitch mein ION 16 aber im Sattel immer noch wie ein Fully an. Zwar nicht mehr nach 160mm, aber immerhin gefühlt noch um die 40mm. Der Vortrieb war super, dennoch arbeitete der Dämpfer schön agil und sorgte für ruhiges dahingleiten auf mäßig rubbeligem Untergrund in Form von gekiesten Radwegen und Teerwegen mit einigen Ausbrüchen.

Als dann das erste Mal Alarm in Form von Knüppeldämmen und einigen Absätzen angesagt war, flog der Climswitch raus und der InLine durfte endlich zeigen, was er ohne angezogene Handbremse kann. Ich war schon ziemlich beeindruckt. Da hat CaneCreek ein extrem sensibel ansprechendes Teil gebaut, was dennoch nicht in den üppigen 160mm des ION 16 versackt, sondern sie einfach komplett ausnutzt.

Ein Schlüsselerlebnis war die Abfahrt über eine alte Steintreppe im Wald, die mit drei Absätzen á ca. zwölf bemoosten Stufen daherkommt um am Ende über mehrere Findlinge, Baumstämme und spitze Steine durch einen Bachlauf zu führen…das Hinterrad klebte nur so am Boden und der TrailKing in Verbindung mit der Hope-Bremse konnten sauber und kontrolliert durch dieses für die Federung extrem anspruchsvolle Stück gelenkt werden. Ich bin diese Abfahrt schon mit diversen Bikes von mir gefahren und ich muss sagen, noch nie hatte ich ein derartig gutes und sicheres Gefühl. Kein Springen, kein Durchschlagen, kein Ende des Federweges in Sicht (der Fairness halber sei erwähnt, dass sich meine Fahrtechnik auch ein wenig verbessert hat…)

Insgesamt bin ich vom InLine so vollkommen begeistert, dass er definitiv auf die Liste für den Weihnachtsmann kommt. Leicht, absolut sensibel im Ansprechverhalten, mit allen Einstellschikanen, die man sich wünscht, um den Dämpfer wirklich 100%ig auf sich abzustimmen und schön anzuschauen ist er auch noch.
Ich hoffe nur, ich muss bis dahin nicht brav sein…
Besten Gruß,
Norman

http://www.canecreek.com/products/suspension/dbinline

http://www.flatout-suspension.de/