Megavalanche 2022
Juli 2022Nach zehn Jahren mal wieder die Mega fahren – warum eigentlich?
2012 war es, als Schneidi aka Frank Schneider mit seinem Nicolai Hardtail und noch dazu mit nur einem Gates Riemen – also Singlespeed – dieses Rennen in seiner Klasse gewonnen hat! Wahnsinn! Wir standen damals alle sprachlos daneben und konnten es nicht fassen. Nun, besagte zehn Jahre später, kam die Idee auf, das Rennen noch einmal zu fahren. Diese Idee beruht auf einem Versprechen, welches Frank Thomas gegeben hat. Später mehr dazu.
Als ich (Thomas) mich vor zehn Jahren von Torsten habe überreden lassen, dieses Rennen mitzufahren, war mir überhaupt nicht klar, was da auf mich zukommen sollte.
3.300 Höhenmeter? Naja, wird schon irgendwie gehen. Über einen Gletscher fahren? Okay, könnte klappen. Aber 25 Kilometer hochkonzentriert bergab ohne die kleinste Chance auf kurze Erholung zwischendurch?! Puh! Dazu noch schöne Uphills, die einem die eh viel zu dünne Luft rauben, jede Menge dicke Steine, enge Kurven, Stepdowns usw.
Erst einmal ist man also mit sich und der Strecke beschäftigt, immer den Gedanken im Kopf, das man sich nur keinen Platten oder irgendeinen anderen Defekt aufhalst. Naja, und dann sind da ja auch ach noch gefühlt fünftausend andere Biker, die mit dir auf der Strecke sind und teilweise mit Schallgeschwindigkeit an dir vorbeibrettern, während du dich darauf konzentrierst auf dem Track zu bleiben. Aber okay, dass war vor zehn Jahren und dieses Rennen fahren Jungs, die das viel besser können als ich! Als alter Hase fährt man schön safe und hat auch gar nicht mehr den Kopf für großes Risiko – also schön cool bleiben und der jüngeren Fraktion das Schnelle überlassen.
Gestartet sind wir Dienstagmorgen um 6 Uhr. Von Ratingen bis Alpe d’Huez sind es immerhin gut tausend Kilometer. Nach gut zwölf Stunden Fahrt und einigen kurzen Pausen, kommen wir dann auch endlich am Ziel an, wo Sven uns bereits in Empfang nimmt. Wir haben eine tolle Pension und kommen alle prima dort unter. Bis 22 Uhr ist dann auch endlich Frank Schneidi Schneider angekommen. Am nächsten Morgen werden fleißig Pläne geschmiedet, alle mit einer Liftkarte versorgt und jeder ist im Bilde, was wir wann fahren und wer mit wem. Sven, unser erfahrener Racer, klemmt sich gleich mal an die Jungs von Universal Transmission und deren Gastfahrer aus Neuseeland, die mit uns gemeinsam in der Pension wohnen.
Eddy und ich kümmern uns um die Technik, first things first, und fahren für uns ganz locker die Qualistrecke herunter. Dort bekommen wir einen Eindruck wie steil, steinig und eng das hier alles ist! Leckobello! Wir als „Balletradbiker“ kommen hier schnell an unsere Grenzen. Aber es ist einfach nur toll anzuschauen wie sich die anderen Sportler den Hang runterstürzen. Jeder hat seine eigene Linie; der eine die nicht so optimale, der andere fährt Linien über die ein normaler Mensch nie überhaupt nur nachdenken würde.
Die Qualistrecke beginnt auf 2700 Höhenmetern und endet in Alpe d’Huez, auf 1800 Höhenmetern, wo sich auch unsere Pension befindet. Also geht es mit der Gondel zwei Stationen nach oben, Helm aufgesetzt und ab auf die Strecke. Sven und Schneidi fahren, wie nicht anders zu erwarten, sehr zügig die Strecke herunter und sind bald aus unserem Blick. Eddy und ich fahren unseren Speed und freuen uns, als wir unten im Ort angekommen sind.
Auf dem Expogelände hat unser Sponsor SRSUNTOUR ein riesen Support-Zelt aufgebaut und die Mechaniker kümmern sich um jeden Biker der Hilfen braucht. Unser Sven bekommt einen neuen Dämpfer und die neue Durolux wird erstmal auf seine Bedürfnisse eingestellt, top Job Boys! Auch an Unterhaltung fehlt es hier auf dem Gelände natürlich nicht. Ob Live Musik, Klamotten oder Fahrradteile, es ist für alle gesorgt.
Abends geht es zum Fotoshooting mit Hoshi wieder hinauf auf den Berg. Es macht schon Spaß, den Profis beim Shooting zuzuschauen. Da wird dann, wenn es sein muss, auch x-mal dieselbe Kurve gefahren, bis das Foto endlich sitzt.
Da Schneidi mit dem Gates Riemen unterwegs ist, ebenso wie die Gastfahrer, sind alle Bikes mit der Pinion Box und den Gates Carbon Riemen ausgerüstet. Eine perfekte Wahl für dieses schroffe Gelände – kein Schaltwerk was abreißen kann, zumal der Riemen wartungsfrei ist.
Am Donnerstag geht es dann auf den Pic Blanc hoch (3300 HM). Alleine die Gondel, die von 2.700 Höhenmeter bis nach ganz oben geht, ist so groß wie ein Reisebus. Wenn man sich beim Hochfahren die steilen Felsklippen anschaut, sollte man schon schwindelfrei sein! Oben angekommen sind es gerade mal fünf Grad Celsius und man befürchtet ein wenig, dass man nach dem ersten Kilometer erfroren ist. Aber, Adrenalin sei Dank, ist die Kälte schnell vergessen. Von der Startrampe geht es auf die Schneepiste. Hier gilt es sauber herunter zu kommen, ohne sich gleich zu überkrempeln. Bremsen ist sinnlos, denn bei dem Winkel gerät man gleich ins Schlingern und findet sich auf dem Hintern wieder. Der reguläre Streckenverlauf hätte uns auf eine schwarze Piste geführt und ehrlich? Es ist mir ein Rätsel, wie man dort herunterfahren kann. Geschwindigkeiten von bis zu 90 Stundenkilometer sind hier von den Pro Bikern keine Seltenheit!
Am Ende der von uns umfahrenen schwarzen Piste geht es noch ein Stück durch den stellenweise sehr pulverigen Schnee. Wenn man hier keine gute Linie findet muss man ordentlich kämpfen. Aus dem Schnee raus geht es auf einer Schotterpiste in die Felsentrails, die es durchaus in sich haben. Stepdowns von ein bis zwei Metern sind hier durchaus normal. Aber auch auf diesem Stück besteht oftmals die Möglichkeit eine andere Linie zu wählen. Die führt dann allerdings über Felsplatten und auch hier muss man echt aufpassen! Aber was sag ich da? Ufpasse musse hier immer.
Auf den Trails, ab etwa 2.500 Höhenmetern, läuft es recht gut, denn es geht permanent bergab. Doch auch hier heißt es aufpassen, denn wenn dich auf diesem Stück jemand überholt, ist es ziemlich eng. Ein Rempler und du fliegst ab. Stürzen ist keine Option, denn das tut echt weh. Keine Wiese, kein schöner Waldboden – harter Steinboden erwartet einen und der ist keine Option. Nun noch einmal um den Berg herum und Alpe d’Huez ist in Sicht. Doch jetzt folgen erst noch einige Uphills, die die Pumpe zum Rasen bringen. Dünne Luft und bergauf ist eine schlechte Kombination, aber egal, weiter geht’s. Der Transferweg nach Allemond ist schön flowig und lustig zu fahren. Einmal über das Kuhgatter, dann noch ein Stück bergauf und es folgt eines der längsten Kurvenstücke, das ich je gesehen habe. Bestimmt 450 Kurven abwärts in einer permanenten rechts links Kombi. Das geht ordentlich auf Waden und Unterarme. Damit es nicht langweilig wird, folgt eine Waldtrailpassage bei dem der Staub einem die Sicht nimmt. Aber auch egal. Mittlerweile haste eh kaum noch Kraft die Bremse zu ziehen, da musste einfach mal laufen lassen. An Oz vorbei geht es dann runter auf 760 Höhenmeter. Es ist geschafft! Was für ein Ritt!
Nun ab in die Gondel und wieder rauf nach Huez. Jetzt wird erst einmal eine Kleinigkeit gegessen und anschließend werden die Bikes gepflegt. Unsere Nicolai GPI werden gewaschen und kleine Wartungsarbeiten werden durchgeführt.
Später am Abend gibt es dann für alle gefühlt hundert Kilo Nudeln und lecker Tomatensauce. Wir sind pappsatt und fallen in die Betten.
Am nächsten Morgen ist Qualilauf. Schneidi, Sven und die anderen Jungs starten auf 2.700 Höhenmetern und Eddy und ich setzten uns an der Mittelstation an einen kleinen Bach, wo die Jungs nach einer Downhillpassage an uns vorbeibrettern.
Eine französiche Version unserer Yvonne feuert mit einem „Allez-allez“ unermüdlich jeden Fahrer an, der an ihr vorbeibrettet. Wahnsinn!
Wir warten auf Sven, der wiederum auf sich warten lässt. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er dann endlich an uns vorbei. Er hatte einen Plattfuß, den er auf der Strecke reparieren musste. Schade, denn das hat ihn natürlich zurückgeworfen. Aber Sven nimmt es sportlich und startet am Sonntag in der letzten Welle. Noch ist nichts verloren! Schneidi und die Kiwis kommen ohne Hindernis zügig durch und qualifizieren sich ebenfalls.
Am Abend werden die Startzeiten bekanntgegeben und es werden Strategien entworfen wie das Rennen denn jetzt am besten gefahren werden soll.
Sonntag! Race Day!
Vorher aber noch ein kurzer Rückblick. Ihr erinnert Euch an das Eingangs erwähnte Versprechen? Gut. Hier also der Hintergrund:
2018 ist Torsten verstorben und das hat uns alle schwer getroffen. Torsten ist mindestens sechsmal die Mega gefahren und so hat Schneidi ihm diese Abfahrt gewidmet. Schneidi hat sein UT Trikot gegen das BikeBauer Trikot getauscht und fährt diesen Rennlauf für Torsten. Als ich Schneidi in gelb schwarz sehe und er mir sagt: „Das hier ist für Torsten!“ kommen mir fast die Tränen! Was für eine Ehre!
Um Punkt 9 Uhr schallt es dann quer über die Strecke: „ALAAAARMAAA! …“ Ein riesen Pulk von Bikern wartet auf den Startschuss. Die Absperrung fällt und alle sprinten den Gletscher hinunter. Schneidi startet an der Seite im Hang und kann sich im vorderen Drittel platzieren, danach verliere ich ihn aus den Augen.
Um 10 Uhr geht Sven an den Start. Er wählt eine ähnliche Linie wie Schneidi. Das sieht echt gut aus, was er da macht. So jagt also auch er den Gletscher hinunter.
Während die Jungs sich also um Kopf und Kragen fahren, nehmen Eddy und ich die Gondel und machen uns auf den Weg zum Ziel. Dort können wir unsere Jungs wohlbehalten in Empfang nehmen. Und das Beste? Sie haben sich beide in ihrer jeweiligen Kategorie den dritten (!) Platz erkämpft. Das musste erstmal bringen, auf der Mega aufs Treppchen fahren!
Danke an alle Unterstützer und Sponsoren:
SR Suntour / Nicolai Bicycles / UT / Gates Carbon Drive / Veltec wheels / Reset Racing / Continental – Ohne Euch wäre das nicht möglich gewesen.
Und weil es uns einfach am Herzen liegt: Dieses Rennen war für Torsten!
Versprochen ist Versprochen!
Thomas
Sven mit Aussicht
Sven Pfeiffer auf dem Treppchen
Ice Ice Baby
Für Torsten
Frank Schneidi Schneider auf dem Treppchen
MIneralstoffe ausgleichen
Eddy und Thomas
Hinter den Kulissen
Hoch hinaus
Meeting of two old friends
Schnee gehört dazu
Über den Wolken
Coole Aktion!! Glückwünsch, saubere Leistung!!