Mein Alptraum von Alpe D’Huez

Juli 2016

Mein Alptraum von Alpe D’Huez

Eines der geilsten Events des Jahres stand für die letzte Woche ganz fett in meinem Kalender.
Also ab ins Auto und 10 h gen Frankreich. Da ich leider, aufgrund Krankheit meines Mitfahrers doch kurzfristig allein fahren musste, entschied ich mich notgedrungen zu einem Zwischenstopp in Freiburg und einem vorzeitigen Reiseanbruch zum Sonntag. Von dort aus ging es am nächsten Morgen weiter Richtung Alpe D’Huez. Den angebrochenen Anreisetag nutzten wir im Anschluss für 2 Abfahrten auf der Qualifikationsstrecke und zum Akklimatisieren auf knapp 2000 Metern Höhe.
Ich bin jedes Jahr aufs Neue erstaunt, wie wenig sich die Strecken über den Winter unter dem Schnee verändern – somit fühlte ich mich relativ schnell wohl in dem dortigen Terrain. Nichtsdestotrotz hat es die Qualifikationsstrecke mit knapp 20 + Minuten Fahrzeit schon derb in sich und kann einem gut an die Reserven gehen.
Meine Erfahrungen aus meinen vergangenen 2 Teilnahmen an der Megavalanche versuchte ich natürlich zu nutzen und das Rennen eher gemütlich anzugehen.
Im Jahre 2013 war ich in meinem Qualifikationslauf schlicht und ergreifend zu aufgeregt und wollte sämtliche vor mir fahrende Personen überholen, obwohl mir mit der derzeitigen Platzierung ein Startplatz in den vorderen Reihen save war. Die Folge war ein Sturz mit leichter Gehirnerschütterung und der Start aus der letzten Reihe. Im Jahre 2015 habe ich dann also eine saubere Quali hingelegt, mich auf Startreihe 2 im Finale eingeschossen und damit eine perfekte Ausgangsposition für das Rennen erzeugt. Nach perfektem Start konnte ich mich in der vorderen Spitzengruppe festsetzen, muss mich jedoch kurz vor Alpe D‘Huez aufgrund fehlender Luft in beiden Reifen geschlagen geben – super ärgerlich.
Dieses Jahr konnte daher nur besser werden.
Also nach Ankunft direkt mal die Kaiser / Mudking Reifen auf das Geometron gezogen und auf die französischen Trails gegangen.
Damit mir die Fehler aus den vergangenen Jahren nicht wieder unterlaufen, starteten wir jeden Tag von Dienstag bis Donnerstag mit einem Lauf vom Pic Blanc. Die Schneebedingungen auf dem Gletscher wurden von Tag zu Tag besser und wir konnten unseren Speed permanent hochdrehen. Die Tage ähnelten sich auch am Nachmittag sehr. Nach dem Mittag ging es mal bis ins Tal nach Allemont oder aber nochmal auf die Qualistrecke.
Zum ersten Mal richtig interessant wurde es zum Freitag – die Qualifikation stand auf dem Plan. Mit Nummer 817 stand ich im fünften Heat direkt in der ersten Startreihe. Da sich schon einige Fahrer in der ersten Reihe positioniert hatten, blieb mir nur noch die Außenbahn.
Der Start gelang mir relativ gut und ich konnte mich in den ersten Kurven an Position 4 / 5 festigen und hielt mich zu Beginn erst einmal an die Linien von Cedric Gracia. Am letzten großen Schneefeld teilten sich jedoch unsere Linien.
Nach dem Schneefeld konnte ich erneut einen Platz gut machen und freute mich schon auf den Einstieg in die DH-Strecke. In den neu gesteckten Kurven vor der DH vernahm ich zum ersten Mal merkwürdige Geräusche im Antrieb. Ich checkte während der Fahrt kurz den Antrieb – die Kette schien vom Blatt gefallen zu sein. Also keine Panik – erst einmal in den Trail einsteigen und etwas Vorsprung rausfahren.
Als mir beim späteren Anhalten und Aufsetzen der Kette dann auffiel, dass die Kette gerissen ist, ärgerte ich mich natürlich tierisch. Denn der letzte Part der Qualistrecke war eher flach und führte über eine relativ lange und sehr flache Traverse in Richtung Alpe D’Huez. Da Aufgeben jedoch nicht in meiner Natur liegt – fuhr ich weiter. Etliche Meter später verfing sich jedoch meine Kette samt Schaltwerk in den Speichen, weshalb sich mein Hinterrad kaum noch drehen wollte und mir das halbe Hinterrad ausspeichte. Infolge dessen musste ich eine erneute Zwangspause einlegen. Ab der Sekunde war meine Devise dann: „Sauber fahren und aus jeder Kurve bestmöglich Schwung mitnehmen, um den fehlenden Antrieb zu kompensieren.
Leider erwischte ich kurz darauf zwei Spitze Steine mit meinem Hinterrad und holte mir einen großen Cut. Damit kam zu meinem Antriebsdefekt auch ein Plattfuß.
Meinen Lauf beendete ich mit einer Kombination aus Rennen / Laufen / Sprinten und auf dem Rad rollend. Jedoch reichte es nur noch für den 95. Platz in meinem Heat..
Damit blieb mir die Möglichkeit eines Startes im kleinen oder großen Finale verwehrt.
Die Woche begann wirklich super und drehte sich innerhalb von einem Tag zu einem absoluten Alptraum. An diesem Tag lief wirklich alles schief, was schief laufen konnte – aber that‘s racing.
Nun ist der Blick auf die deutsche Meisterschaft in Tabarz gerichtet – dort geht es am kommenden Wochenende zur Sache. Ich hoffe dort auf mehr Glück.

Bis dahin
Kiwi

Foto: Dominique Krevet / WhyEx